russische Literatur.

russische Literatur.
rụssische Literatur.
 
In ihren Anfängen war die russische Literatur eine Literatur der Ostslawen in kirchenslawischer Sprache. Erst mit dem Aufstieg des Moskauer Staates im 14.-15. Jahrhundert entwickelte sich allmählich eine nationalrussische Literatur, deren Sprache jedoch noch lange der kirchenslawischen Tradition verpflichtet blieb.
 
 Die Literatur des Kiewer Reiches (11.-13. Jahrhundert)
 
Mit der Christianisierung des Kiewer Reiches (988) durch Byzanz wurde als Folge der Slawenmission des 9. Jahrhunderts das Kirchenslawische Kirchen- und Schriftsprache der Ostslawen, der künftigen Russen, Ukrainer und Weißrussen. Die gottesdienstliche und weltliche Literatur, meist Übersetzungen aus dem Griechischen, war auf eine Oberschicht (Adel, Handels- und Bürgerstand, Geistlichkeit) bezogen, die das entstehende Geistesleben bestimmte.
 
Die gottesdienstliche Übersetzungsliteratur umfasste neben Evangelistar (»Ostromir-Evangelium«, 1056/57), Psalter und Teilen des Alten Testaments insbesondere liturgische (Euchologion, Sacramentarium) und Kirchengesangstexte, daneben auch Übersetzungen religiöser byzantinischer Schriftsteller sowie Erbauungsschriften und Apokryphen. Die weltliche Übersetzungsliteratur bestand vorwiegend aus romanhaften Erzählungen (»Alexandreis«, Troja- und Digenisroman), didaktischen und naturwissenschaftlichen Werken (»Hexaemeron«, »Physiologus«), Sammlungen von Werken der Kirchenväter (»Izborniki« [Sammelschriften], von 1073 und 1076) sowie den Weltchroniken. Diese Übersetzungsliteratur bot die stilistischen Vorbilder und schuf die lexikalischen und syntaktischen Muster für eine im 11. Jahrhundert im Kiewer Reich entstehende Originalliteratur in kirchenslawischer Sprache mit Heiligenlegenden (»Skazanie o Borise i Glebe« [Erzählung von Boris und Gleb], um 1080), den Predigten des Kiewer Metropoliten Ilarion (»Slovo o zakone i blagodati« [Festrede über Gesetz und Gnade], zwischen 1037 und 1050), der »Belehrung« (»Poučenie«, um 1117) des Kiewer Fürsten Wladimir Monomach an seine Söhne und dem Paterikon (um 1230) des Kiewer Höhlenklosters. Schwerpunkt wurde die Chronistik mit der Nestorchronik als hervorragendem Beispiel mittelalterlicher Geschichtsschreibung. Für die Sprach- und Rechtsgeschichte wichtig ist das zur Regierungszeit des Kiewer Fürsten Jaroslaw des Weisen (1019-54) entstandene erste russische Gesetzbuch »Russkaja prawda« [russisches Recht]. Bedeutendstes Beispiel einer sonst weitgehend verschollenen epischen Dichtung ist das Igorlied.
 
Mit den Tatareneinfällen und dem Zerfall des Kiewer Reiches im 13. Jahrhundert verlagerte sich der Schwerpunkt des literarischen Schaffens in die nordöstlichen Teilfürstentümer (Nowgorod, Wladimir-Susdal, Twer, später Moskau). Der Stil neigte nun eher zu rethorischem Schmuck. Hauptthema im weiterhin überwiegend religiösen Schrifttum war die Klage über die Gefährdung des christlichen Russland und der Kampf um seine Behauptung, so in der Vita Alexander Newskijs (»Žitie Aleksandra Nevskogo«, um 1300) und dem Bericht über die Zerstörung Rjasans (»Povest' o razorenii Batyem Rjazani v 1237 g.« [Erzählung von der Zerstörung Rjasans durch Batu], um 1240).
 
 Die Moskauer Literatur (14.-17. Jahrhundert)
 
Das 14. und 15. Jahrhundert, die Zeit des Aufstiegs des Moskauer Reiches, wurde als »Zeit des geistigen Ringens« durch hesychastische Strömungen und sektiererischen Bewegungen geprägt. Die übersetzte und entlehnte Literatur dieser Zeit ist weniger umfangreich und bietet im Wesentlichen Neuübersetzungen schon bekannter Erzählstoffe. Als eigenständiges Werk ragt die vor 1393 entstandene »Zadonščina« [Ereignis jenseits des Don] heraus, ein in rhythmisierter Prosa verfasster, in hohem Maße poetischer Bericht des sonst unbekannten Rjasaner Geistlichen Sofonij. Das der mündlichen Volksdichtung verpflichtete Epos feiert den Sieg (1380) des Moskauer Großfürsten Dmitrij Iwanowitsch Donskoj über die Tataren auf dem Schnepfenfeld (Kulikowo pole). Die religiösen Schriften fanden in Nil Sorskij, dem Vertreter des Starzentums (Starez) als typisch russische Form der Frömmigkeit, und Joseph von Wolokolamsk, der sich für den weltlichen Machtanspruch der Kirche einsetzte, ihre beiden Gegenpole. Nach dem Fall des Byzantinischen Reiches (1453) fühlte sich das erstarkte Moskau als einziger Hort der Rechtgläubigkeit, als Drittes Rom, und stellte die weltliche und kirchliche Publizistik in den Dienst der Legitimierung seiner Machtansprüche. Die Hagiographie erreichte im Werk Epifanij Premudryjs (Epifanijs des Weisen, ✝ 1420) ihren Höhepunkt.
 
Ein weiteres Kennzeichen dieser Epoche war eine rege Sammeltätigkeit: Die alten Chroniken wurden kompiliert, Heiligenlegenden u. a. geistliche Literatur von dem Metropoliten Makarij in einer umfangreichen Sammlung, den »Leseminäen« (»Velikie Čet'i Minei«), zusammengefasst. Auf Anregung Makarijs entstand 1560-63 das »Stufenbuch« (»Stepennaja kniga«) als Versuch einer systematischen Darstellung der russischen Geschichte von Wladimir I. bis Iwan IV. Der »Domostroj«, eine wohl von dem Protopopen Silwestr (✝ um 1566) nach älteren Vorlagen zusammengestellte »Hausordnung«, fasste Regeln für das religiöse, politische, soziale und häusliche Leben der vermögenden Stadtbevölkerung zusammen. Es entstand die erste vollständige Bibelübersetzung. Die kritischen Veröffentlichungen der Zeit setzten sich mit Missständen in Kirche und Staat auseinander (Maksim Grek). Ein herausragendes Beispiel für die weltliche Literatur ist der polemische Briefwechsel zwischen Iwan IV. und dem Fürsten A. M. Kurbskij, in dem in geschliffenem rethorischem Stil politische Probleme der Zeit angesprochen werden; Kurbskij verfasste auch eine Geschichte des Großfürstentums Moskau (»Istorija o velikom knjaze Moskovskom«, 1575), die einen ersten Versuch pragmatischer Geschichtsschreibung in Russland darstellt. Der Buchdruck erreichte Russland mit großer Verzögerung 1564 und entfaltete sich erst im 18. Jahrhundert.
 
Das 17. Jahrhundert ist eine Periode des Übergangs, in der das starre politische System Moskaus eine schwere Erschütterung erfuhr (»Zeit der Wirren«, Smuta) und sich die Altgläubigen (Raskolniki) von der Staatskirche abspalteten. In der Folge dieser Ereignisse wurde auch das altmoskowitische Literatursystem durch die langsame Übernahme westeuropäischer literarischer Ideen und Erzählstoffe sowie durch das Vordringen der russischen Umgangssprache gegenüber dem Kirchenslawischen in der Literatursprache allmählich gelockert. Awwakum, der Sprecher der Altgläubigen, verfasste eine Autobiographie (»Žitie protopopa Avvakuma«, zwischen 1672 und 1675), die zahlreiche volkssprachliche Elemente und realistische Beschreibungen enthält. Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung westeuropäischen Gedankenguts, zeitgenössisch literarischer Strömungen und Gattungen spielte die Kiewer Geistliche Akademie, deren Schüler Simeon Polozkij neben barocken Schuldramen panegyrische Gelegenheitsgedichte in syllabischem Versmaß verfasste.
 
 Das 18. Jahrhundert
 
Durch die Reformen Peters des Großen (Einführung der »Zivilschrift«) auch äußerlich vom geistlichen Schrifttum getrennt, setzte sich das weltliche Schrifttum nun endgültig durch. Voraussetzung war die Normierung der russischen Schriftsprache. M. W. Lomonossow verfasste die erste Grammatik der russischen Literatursprache (»Rossijskaja grammatika«, 1757) und vertrat in seiner Theorie von den drei Stilen (»O pol'ze knig cerkovnych v rossijskom jazyke« [Über den Nutzen der kirchlichen Bücher in der russischen Sprache], 1757/58) den Aspekt der Zweckmäßigkeit, nach dem geläufige sowie seltene kirchenslawische und russisch-umgangssprachliche Elemente verschiedenen Stilen und damit literarischen Gattungen zuzuordnen seien.
 
Die erste Epoche der neurussischen Literatur ist der an französischen (N. Boileau-Despréaux) und deutschen Vorbildern (J. C. Günther, M. Opitz, J. G. Gottsched) orientierte aufklärerische Klassizismus. Die wichtigsten Vertreter dieser in den 1740er-Jahren einsetzenden Richtung sind A. D. Kantemir mit Verssatiren, A. P. Sumarokow mit satirischen Komödien, W. K. Trediakowskij - als Theoretiker der russischen Verskunde (»Novyj i kratkij sposob k složeniju rossijskich stichov« [Neue und kurze Anleitung zur Verfertigung russischer Verse], 1735) sowie durch die Einführung der Tragödie - und Lomonossow, der die russische Versdichtung theoretisch und praktisch weiterbildete. Waren Kantemirs gesellschaftskritische Satiren noch in syllabischem Versmaß geschrieben, so forderten Trediakowskij und Lomonossow den Wechsel vom syllabischen zum syllabotonischen (akzentuierenden) Vers, v. a. nach deutschem Vorbild. Beide verwirklichten ihre Theorien in bedeutenden Oden, einer Gattung, die zur charakteristischen dichterischen Form des Klassizismus wurde und in der Lyrik G. R. Derschawins ihre Vollendung fand. Die russische klassizistische Komödie, von Katharina II. auch durch eigene Beiträge gefördert, fand ihren Meister in D. I. Fonwisin, dem in der Komödie »Nedorosl'« (1789, deutsch »Der Landjunker«) erstmals die Verschmelzung entlehnter Muster (v. a. Molière) mit unverwechselbar russischen Figuren, Motiven und Sprachnormen gelang. Neben der Komödie blühten die Satire und die sittenbeschreibende satirische Fabel auf; wichtiger Autor und Herausgeber satirischer Zeitschriften war N. I. Nowikow. A. N. Radischtschew führte mit seinem »Putešestvie iz Peterburga v Moskvu« (1790, deutsch »Reise von Petersburg nach Moskau«), in dem er Missstände in Verwaltung, Bildungssystem und Kirche bloßstellt und ihre Veränderung fordert, den sentimentalen Reiseroman in die russische Literatur ein.
 
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde unter dem Einfluss der europäischen Empfindsamkeit der Sentimentalismus zur führenden Richtung der russischen Literatur; Höhepunkt waren die stimmungs- und gefühlvollen Erzählungen (v. a. »Bednaja Liza«, 1792, deutsch »Die arme Lisa«) N. M. Karamsins, der durch seine Reiseberichte (»Pis'ma russkogo putešestvennika«, 1. vollständige Ausgabe 1799-1801, deutsch u. a. als »Briefe eines reisenden Russen«) westeuropäisches Bildungsgut in Russland vermittelte und mit seiner »Istorija Gosudarstva Rossijskogo« (12 Bände, 1816-29, deutsch »Geschichte des russischen Reiches«), der ersten Gesamtdarstellung der russischen Geschichte, großen Einfluss auf die Entwicklung des russischen Nationalbewusstseins ausübte. - In der Auseinandersetzung um die russische Literatursprache kam es zum Streit zwischen den »Neuerern« um Karamsin (Gesellschaft »Arsamas«), die nach dem stilistischen Vorbild des Französischen eine elegante und allgemein verständliche russische Literatursprache ohne Kirchenslawismen zu schaffen versuchten, und den »Archaisten« um A. S. Schischkow (Gesellschaft »Beseda«), die sich gegen die französischen Einflüsse auf das Russische und für eine russisch-kirchenslawische Lösung einsetzten.
 
 Das 19. Jahrhundert
 
Die Regierungszeit Alexanders I. (1801-25) bedeutete für die russische Literatur den allmählichen Übergang vom Spätklassizismus G. R. Derschawins und vom Sentimentalismus Karamsins zur Vorromantik, deren Hauptvertreter der Lyriker und bedeutende Übersetzer W. A. Schukowskij, der Dramatiker A. S. Gribojedow (»Gore ot uma«, herausgegeben 1833, deutsch »Verstand schafft Leiden«) und - mit Einschränkungen und zeitlich verschoben - der bedeutendste russische Fabeldichter, Im Allgemeinen Krylow, sind. Ihnen gelang durch Annäherung an die russische Volkssprache bereits eine deutliche Befreiung von den normativen Stil- und Sprachzwängen des Klassizismus.
 
Die Romantik schuf die russische Literatursprache, die endgültig die Fesseln des archaischen Kirchenslawischen abstreifte, und brachte Werke hervor, die die russische Literatur als ebenbürtig in die Reihe der großen europäischen Nationalliteraturen stellten. Wie im übrigen Europa war die Romantik in Russland durch eine antirationale Grundhaltung und durch Aufsprengen der klassizistischen formalen Geschlossenheit bestimmt. Damit erhielten subjektive seelische Erfahrungen Gestaltungsmöglichkeiten, die durch A. S. Puschkin, M. J. Lermontow und N. W. Gogol meisterhaft verwirklicht wurden.
 
Als eigentlicher Schöpfer der russischen Literatursprache und als größter russischer Dichter gilt Puschkin, der in allen drei Grundgattungen - Lyrik, Epik, Dramatik - Überragendes leistete; er verkörpert das »goldene Zeitalter« der russischen Literatur. Im Unterschied zu seinen Zeitgenossen von Einflüssen des Auslands (etwa Byrons oder des deutschen Idealismus) kaum oder nur vorübergehend berührt, lässt er sich keiner bestimmten Schule zuordnen. Romantisch sind in seiner Lyrik am ehesten die Motive des Traums und der Nacht, Märchenhaftes und Legendarisches sowie seine »südlichen« Poeme. Diese thematisieren den Kaukasus - als exotisches Äquivalent zum Orient, der von der westeuropäischen Romantik gepflegt wurde. Puschkins reife Lyrik, sein Versroman »Evgenij Onegin« (vollständig herausgegeben 1833, deutsch »Eugen Onegin«), aber auch seine Dramen (»Boris Godunov«, herausgegeben 1831) und die ab 1830 vorherrschende Prosa (»Povesti Belkina«, 1830, deutsch »Erzählungen Belkins«; »Kapitanskaja dočka«, 1836, deutsch »Die Hauptmannstochter«) weisen in Gedankenfülle und Form bereits über den Rahmen der Romantik hinaus und beeinflussen die russische Literatur bis in die Gegenwart. Neben und mit Puschkin trat eine Reihe bedeutender Dichter auf, so die romantischen Lyriker A. A. Delwig, W. K. Kjuchelbeker, N. M. Jasykow, J. A. Baratynskij und W. F. Odojewskij sowie der Dekabrist K. F. Rylejew. Auch F. I. Tjuttschew, dessen frühe Gedichte in Russland durch Puschkin veröffentlicht wurden, hat mit seiner Liebes- und der inhaltlich von F. W. J. Schelling beeinflussten Gedankenlyrik, die aus spannungsreichen Kontrasten, aus Klang und Bild ihre Ausdruckskraft bezieht, bis heute Bedeutung.
 
Hauptrepräsentant der zweiten Generation romantischer Dichter ist M. J. Lermontow, dessen Roman »Geroj našego vremeni« (1840, deutsch »Ein Held unserer Zeit«) die von Puschkin mit »Evgenij Onegin« begonnene Gestaltung eines zeitgenössischen literarischen Helden fortsetzt, wobei beide Werke als Experimente mit der Romanform und als scharfsichtige Analysen eines Zeittyps die Reihe der großen psychologisch-gesellschaftskritischen russischen Romane eröffnen. Gogol schließlich wandte in Erzählungen (»Nos«, 1836, deutsch »Die Nase«; »Šinel'«, 1842, deutsch »Der Mantel«), Komödien (»Revizor«, 1836, deutsch »Der Revisor«) und in dem satirischen Roman »Mertvye duši« (1. Teil 1842, deutsch »Die toten Seelen«) die romantische Poetik an, um Leere und Entmenschlichung gesellschaftlicher Typen und Strukturen im zeitgenössischen Russland bis zur grotesken Übersteierung zu gestalten. Die führende zeitgenössische Kritik (W. G. Belinskij, N. A. Dobroljubow, N. G. Tschernyschewskij) ließ sein Werk nur als Polemik gegen die soziale und politische Ordnung Russlands gelten und erklärte es aus dieser Sicht zum Vorbild für eine ganz auf diese Funktion festgelegte Literatur. In dieser Zeit begann auch die Auseinandersetzung um eine neue Sinndeutung der russischen Geschichte und um neue Leitideen (Slawophile, Westler), die eine große Wirkung auf die Literatur ausübte. Da die Regierung Nikolaus' I. (1825-55) strikt jede publizistische oder gar offene politische Meinungsäußerung über soziale Anliegen (wie Abschaffung der Leibeigenschaft, Anpassung Russlands an rechtsstaatliche Normen) verbot, wuchs die russische Literatur und besonders die Literaturkritik in eine für die großen europäischen Literaturen einzigartige Funktion hinein: Literatur und Kritik wurden zur höchsten geistigen Autorität, zum Gewissen der Gesellschaft und zu ihrem wichtigsten Sprachrohr. Der Stil, der dieser Funktion am besten entsprach, war der des »kritischen« Realismus. Der Übergang hierzu vollzog sich in der sich auf Gogol berufenden natürlichen Schule. Das Drama erhielt durch A. N. Ostrowskij (»Groza«, 1859, deutsch »Das Gewitter«) seine auch künstlerisch überzeugende Gestalt. Höhepunkt der radikal gesellschaftskritischen Satire, die sich wegen der Zensur weitgehend in »äsopische« (d. h. eine umschreibende oder verschleiernde, dem geübten Leser jedoch durchaus verständliche) Ausdrucksweise kleiden musste, ist das Werk M. J. Saltykow-Schtschedrins (Roman »Gospoda Golovlëvy«, 1880, deutsch »Die Herren Golowljow«), während die Romane und Schauspiele A. F. Pissemskijs eher einem analytischen Naturalismus verpflichtet sind. Die Lyrik passte sich der sozialkritischen Tendenz an (wobei es jedoch nur N. A. Nekrassow gelang, die neuen Anschauungen formal überzeugend zu gestalten) oder entzog sich als »reine Kunst« jeder Parteinahme (A. A. Fet, J. P. Polonskij, A. K. Tolstoj).
 
Die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts - die Zäsur liegt um 1840 - wird durch die Prosa bestimmt: Die spröde »Skizze« (Otscherk) der Übergangszeit, charakteristische Form der »natürlichen Schule« mit ihrem Anliegen, Vertreter besonders der unteren sozialen Schichten wahrheitsgetreu darzustellen, trat bald hinter dem komplexen Roman zurück. Die großen realistischen Erzähler unterscheiden sich von den Romantikern v. a. durch Themenwahl (aktuelle Probleme der russischen Gesellschaft und der jüngsten Vergangenheit), Berücksichtigung sozialer, psychologischer und moralisch-religiöser Aspekte sowie durch eine sehr detaillierte, die Geschehnisabläufe motivierende Beschreibung. I. S. Turgenjew, der mit Prosaskizzen in der Art der »natürlichen Schule« begonnen hatte (»Zapiski ochotnika«, 1852, deutsch »Aufzeichnungen eines Jägers«), thematisierte in seinen Romanen (»Nakanune«, 1860, deutsch u. a. »Am Vorabend«; »Otcy i deti«, 1862, deutsch »Väter und Söhne«) die politischen und sozialen Probleme der zeitgenössischen russischen Gesellschaft und behandelte in seinen späteren Novellen auch große allgemein menschlichen Themen wie Liebe, Tod, Kunst. Im Allgemeinen Gontscharow ist gleichfalls aus der Tradition der »natürlichen Schule« hervorgegangen; seine späteren Romane (»Oblomov«, 1859, deutsch; »Obryv«, 1869, deutsch »Die Schlucht«) zeichnen charakteristische Gestalten und Verhaltensweisen der zeitgenössischen Gesellschaft (intellektuelle Resignation oder Langeweile, »Nihilismus«).
 
Auch F. M. Dostojewskij war zunächst noch an Gogol und den Vorstellungen der »natürlichen Schule« orientiert. Sein persönlicher Leidensweg (Todesurteil, Verbannung) und die daraus folgende Annäherung an die orthodoxe Kirche ließen jene großen »polyphonen Romane« entstehen, die durch ihre tiefenpsychololg. Handlungsmotivation und ihre künstlerischen Mittel (innerer Monolog, erlebte Rede) die Entwicklung der Gattung im 20. Jahrhundert vorwegnehmen (»Prestuplenie i nakazanie« 1866, deutsch u. a. »Schuld und Sühne«; »Idiot«, 1868, deutsch »Der Idiot«; »Besy«, 1871-72, deutsch u. a. »Die Dämonen«; »Brat'ja Karamazovy«, 1879-80, deutsch »Die Brüder Karamasow«). Das unbedingte Streben nach moralischer und sozialer Vervollkommnung der Gesellschaft bestimmt das monumentale Lebenswerk L. N. Tolstojs. Mit seinen großen Romanen (»Vojna i mir«, 1868/69, deutsch »Krieg und Frieden«; »Anna Karenina«, 1878, deutsch) prägte er den künftigen europäischen Gesellschaftsroman; seine Persönlichkeit wirkte stark auf das zeitgenössische europäische Geistesleben. N. S. Leskow (»Soborjane«, 1872, deutsch »Die Klerisei«) wurde in seiner Bedeutung für die kunstvolle Stilisierung der »volkstümlichen« Erzähl- und Sichtweise erst nach seinem Tod gewürdigt. Die Endphase des Realismus markieren Autoren wie W. M. Garschin, G. I. Uspenskij und W. G. Korolenko, in deren Erzählungen sich schon Tendenzen hin zum Impressionismus und Symbolismus abzeichnen, sowie, alle überragend, A. P. Tschechow, dem in seinen Erzählungen und Dramen (»Čajka«, 1896, deutsch »Die Möwe«; »Tri sëstry«, 1901, deutsch »Drei Schwestern«; »Višnevyj sad«, 1904, deutsch »Der Kirschgarten«) eine Synthese aus subtiler Milieu- und Charakterstudie und indirekt symbolisierender, stimmungsvoller Poesie gelang.
 
 Das 20. Jahrhundert
 
 
Kurz vor der Jahrhundertwende erreichte der Symbolismus die russische Literatur: Realistisches Erzählen und sozialkritische Intentionen wurden abgelöst durch die Bevorzugung lyrischer Formen und die Gestaltung individueller künstlerischer Selbsterfahrung. Dabei lassen sich von Anfang an zwei Richtungen unterscheiden: die ästhetisch-formale, die sich auf den französischen Symbolismus bezog (W. J. Brjussow, K. D. Balmont, F. K. Sologub), und die philosophisch-religiöse, eher von der deutschen Literatur beeinflusste (D. S. Mereschkowskij, Sinaida Hippius). A. Belyj (Roman »Peterburg«, 1913-14, deutsch »Petersburg«) und A. A. Blok (»Stichi o prekrasnoj dame«, 1904, deutsch »Die Verse von der schönen Dame«) gelang zwar die Synthese beider Richtungen und die Wendung zum spezifisch Russischen, aber die Spannung zwischen beiden Richtungen blieb bestehen. Die metaphysisch-religiöse Auffassung, nunmehr neben Blok v. a. von W. I. Iwanow vertreten, setzte sich als herrschende durch.
 
Nach 1910 lösten eine Vielzahl von Strömungen und Gruppierungen den Symbolismus ab: So der von I. F. Annenskij und M. A. Kusmin inspirierte und wieder stärker auf die irdischen Dinge gerichtete Akmeismus (N. S. Gumiljow, Anna A. Achmatowa, O. E. Mandelstam, S. M. Gorodezkij) und der sprachlich inovative Futurismus (mit den »Kubofuturisten« W. W. Majakowskij, W. W. Chlebnikow, A. J. Krutschonych sowie den »Egofuturisten« um I. Sewerjanin). B. L. Pasternak schloss sich der futuristischen Gruppe »Centrifuga« an, S. A. Jessenin dem auf die Bildsymbolik setzenden Imaginismus. A. M. Remisow, der seine Dramen und Prosawerke aus mythologischer Überlieferungen, Legenden und Sagen schöpfte, neigte zu expressionistischen Übersteigerungen. Die Lyrikerin Marina I. Zwetajewa gehörte keiner lit. Gruppierung an. Ihnen allen gemeinsam war das Experiment mit der Sprache, die Abkehr vom betont sozialkritischen Realismus und die Bevorzugung lyrischer Formen, selbst in der Erzählprosa (Belyj, Brjussow, Mandelstam, Remisow) und im Drama. Daneben bestand auch die Tradition des kritischen Realismus fort, die in den frühen Erzählungen und Bühnenstücken (»Na dne«, 1902, deutsch »Nachtasyl«) M. Gorkijs sozialutopische Züge erhielt und sich in der Prosa Im Allgemeinen Bunins (»Gospodin iz San Francisko«, 1916, deutsch »Ein Herr aus San Francisco«) mit Stilmerkmalen der Moderne verband, während in der Dramatik (»Žizn' čeloveka«, 1907, deutsch »Die Geschichte von den sieben Gehängten«) und Prosa von L. N. Andrejew beide Tendenzen Ausdruck fanden.
 
Die erste Emigration.
 
Sowohl viele Vertreter der Moderne als auch Anhänger der traditionellen Ästhetik sahen ihre künstlerischen Möglichkeiten durch die Revolution von 1917 und den Bürgerkrieg eingeschränkt und emigrierten, so Mereschkowskij, Sinaida Hippius, K. D. Balmont, G. W. Iwanow, I. Sewerjanin, Marina I. Zwetajewa, Im Allgemeinen Bunin, L. N. Andrejew, A. N. Tolstoj, A. I. Kuprin und I. S. Schmeljow. Sie fanden in Berlin, Paris und an anderen Orten ein Exil. 1923 lebten in Berlin eine halbe Million russischer Emigranten, 186 russische Verlage waren zwischen 1918 und 1928 im Handelsregister eingetragen. Russische Zeitungen und Zeitschriften druckten Werke der exilierten, der zeitweilig im Ausland lebenden (Gorkij, Belyj, Tolstoj, I. G. Ehrenburg, W. B. Schklowskij) oder der in Sowjetrussland verbliebenen Autoren. Im »Haus der Künste« stellten Jessenin, Zwetajewa, Pasternak, Majakowskij u. a. neue Werke vor. V. Nabokov schrieb in Berlin neun Romane (»Zaščita lužina«, 1930, deutsch »Lushins Verteidigung«; »Dar« 1937/38, deutsch »Die Gabe«), mehrere Erzählungen, eine Handvoll Dramen, Gedichtbände und Übersetzungen. Das literarische Leben in Paris wurde bis zur Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht von Bunin, Mereschkowskij, Remisow, Zwetajewa mitbestimmt.
 
Die 1920er-Jahre.
 
Trotz der restriktiven kulturpolitischen Maßnahmen der bolschewistischen Regierung wurde das literarische Leben Sowjetrusslands im ersten Jahrzehnt nach der Revolution durch die Existenz und die Rivalität verschiedener Richtungen und Gruppen geprägt.
 
Die zahlenmäßig größten und von der Partei trotz interner Differenzen am stärksten geförderten Gruppen verstanden sich als Abteilungen der proletarischen Literatur. Der »Proletkult« (1917-22) stützte sich auf das theoretische Konzept von A. A. Bogdanow und unternahm den Versuch, eine Kulturrevolution auf breitester Massenbasis zustande zu bringen. In der »Kuznica« (Schmiede, 1921-31) schlossen sich Moskauer Autoren zusammen. Aus dem »Pereval« (Bergpass, 1923-30), der sich von den liberalen Ideen leiten ließ, gingen A. Wessjolyj und N. N. Sarudin hervor. Die »MAPP« (Moskauer Assoziation proletarischer Schriftsteller, 1923-32) und die »RAPP« (Gesamtrussische Assoziation proletarischer Schriftsteller, 1925-32) suchten mit Hilfe einer dogmatischen Literaturkritik in den Zeitschriften »Na postu« (1923-26) beziehungsweise »Na literaturnom postu« (1926-32) den Einfluss der anderen Gruppen und der parteilosen »Poputciki« (Mitläufer) zurückzudrängen. Sie wollten Maßstäbe für eine sowjetische Literatur setzen und ebneten der Doktrin des »sozialistischen Realismus« den Weg.
 
Als »Mitläufer« (der Begriff findet sich in den Schriften L. D. Trotzkijs) galten Schriftsteller bürgerlicher Herkunft, die zur Zusammenarbeit mit dem neuen System bereit waren, ohne jedoch politisch aktiv zu werden, wie B. A. Pilnjak, J. I. Samjatin, I. E. Babel, M. A. Bulgakow, O. E. Mandelstam, Anna A. Achmatowa, B. L. Pasternak, K. G. Paustowskij, M. M. Prischwin, L. M. Leonow, W. A. Kawerin, L. N. Lunz, K. A. Fedin, N. S. Tichonow, W. W. Iwanow, M. M. Soschtschenko, W. E. Mejerchold, L. I. Dobytschin, W. P. Katajew, J. K. Olescha, L. N. Sejfullina, A. N. Tolstoj, I. G. Ehrenburg, sogar Majakowskij und Gorkij.
 
Die »Futuristen«, die sich 1923 zur »LEF« (Linke Front der Künste) zusammenschlossen und die Zeitschriften »LEF« (1923-25) und »Novyj LEF« (1927-28) herausgaben, waren die schärfsten Rivalen des »Proletkult« und der »RAPP«. Sie wollten Kunst und Literatur direkt mit dem wirklichen Leben verbinden, stellten, wie Majakowskij (»Banja«, 1929/30, deutsch »Das Schwitzbad«), ihre Werke in den Dienst der Tagespolitik und folgten dem »gesellschaftlichen Auftrag«, den sie sich selbst auferlegt hatten. »LEF« arbeitete eng mit bildenden Künstlern (A. M. Rodtschenko) und Filmschaffenden (S. M. Eisenstein) zusammen, auch mit den neuen Kunsttheorien, die im Rahmen des »Opojas« und der »Formalen Schule« (W. B. Schklowskij, R. O. Jakobson, J. N. Tynjanow, B. M. Eichenbaum) entstanden. »LEF« schuf eine Produktionsästhetik, die v. a. von S. M. Tretjakow vertreten wurde. Ähnliche Gedanken verbreitete das »Literarische Zentrum der Konstruktivisten« (1923-30), zu dem der Dichter I. L. Selwinskij gehörte. Auch I. G. Ehrenburg propagierte um diese Zeit konstruktivistische Ideen.
 
Anfang 1921 konstituierte sich in Petersburg die Gruppe der »Serapionsbrüder«, um den Zwängen des staatlichen Literaturbetriebs und den politischen Zielsetzungen des »Proletkults« entgegenzutreten. Die Stammväter waren J. I. Samjatin, M. Gorkij, W. B. Schklowskij und K. I. Tschukowskij. Als theoretischer Kopf profilierte sich der temperamentvolle L. N. Lunz. Ferner gehörten dem Kreis u. a. K. A. Fedin (»Goroda i gody«, 1924, deutsch »Städte und Jahre«), M. M. Soschtschenko, Kawerin, W. W. Iwanow, N. N. Nikitin, M. L. Slonimskij und die Lyriker N. S. Tichonow und Jelisaweta G. Polonskaja an. Der kunstvolle poetische Stil der »Serapionsbrüder« (»ornamentale Prosa«) beeinflusste auch B. A. Pilnjak (»Golyj god«, 1921, deutsch »Das nackte Jahr«), I. E. Babel (»Konarmija«, 1926, deutsch »Die Reiterarmee«), J. K. Olescha und L. M. Leonow, die der Gruppe fern standen. An die Erfolge des Satirikers Soschtschenko kam später nur noch das Autorenpaar I. Ilf und J. P. Petrow (»Dvenadcat'stul'ev«, 1928, deutsch »Zwölf Stühle«) heran.
 
Die letzte frei gebildete Gruppe nannte sich »Oberiu« (verfremdet aus: »Vereinigung der Realen Kunst«, 1928-31). Die »Oberiuten« knüpften an die futuristischen Sprachexperimente von W. Chlebnikow und A. J. Krutschonych an und entwarfen in ihren Werken eine Welt des Absurden. Da sie diese Texte nicht veröffentlichen durften, verdienten sie ihren Lebensunterhalt mit Gedichten für die Kinderbuchabteilung des Staatsverlages, die seit 1924 von S. J. Marschak geleitet wurde. Programmatischen Charakter für D. I. Charms besaß das absurde Theaterstück »Elizabeta Bam« (1928, deutsch »Jelisaweta Bam«), das sich ebenso wie die Gedichte und Stücke von A. I. Wwedenskij einer rationalen Deutung entzieht. N. A. Sabolozkij verwies in Gedichten auf das Wechselspiel von lebensschaffenden und -zerstörenden Kräften in der Natur. Der Gruppe standen auch der Dramatiker J. L. Schwarz sowie der Maler K. S. Malewitsch nahe.
 
Die Sowjetliteratur.
 
1932 wurden alle literarische Vereinigungen von der Partei aufgelöst. An ihre Stelle trat der einheitliche Sowjetische Schriftstellerverband, auf dessen erstem Kongress (1934) die gesamte Kunst und Literatur auf den sozialistischen Realismus verpflichtet wurde. Kanonbildend wurden neben M. Gorkijs Roman »Mat'« (1907, deutsch »Die Mutter«) Werke von D. A. Furmanow (* 1891, ✝ 1926; »Čapaev«, 1923, deutsch »Tschapajew«), F. W. Gladkow (»Cement«, 1925, deutsch »Zement«), A. A. Fadejew (»Razgrom«, 1927, deutsch »Die Neunzehn«) und N. A. Ostrowskij (»Kak žakaljalas' stal'«, 1932-34, deutsch »Wie der Stahl gehärtet wurde«). Die Forderung nach »Parteilichkeit« und »Volksverbundenheit«, dem »positiven Helden« und konfliktfreien Lösungen führten zu einem Schematismus der Figuren und Situationen sowie einem Absinken des künstlerischen Niveaus. Alle literarische Werke unterlagen der rigorosen Zensur. Viele Themen wurden tabuisiert. Die Schriftsteller, die sich den ideologischen Vorgaben nicht beugen wollten, konnten ihre Werke nicht mehr drucken lassen und mussten schwerste persönliche Beschränkungen erdulden. Das betraf so bedeutende Persönlichkeiten wie die Lyrikerin A. Achmatowa und M. A. Bulgakow, dessen Roman »Master i Margarita« (1966, deutsch »Der Meister und Margarita«), eines der wichtigsten russischen Werke des 20. Jahrhunderts, in dieser Zeit (1929-40) entstand. Wiederum setzte eine Emigrationswelle ein (u. a. J. I. Samjatin, 1931), viele aber kamen bei den stalinistischen Verfolgungen um (I. E. Babel, O. E. Mandelstam, B. A. Pilnjak, D. I. Charms und viele andere). A. P. Platonow, seinem Selbstverständnis nach ein proletarischer Autor (»Čevengur«, 1927-29, deutsch »Unterwegs nach Tschevengur«), wurde ausgegrenzt, selbst M. A. Scholochow, ein Gefolgsmann Stalins, bei der Niederschrift des Romans »Tichij Don« (1928-40, deutsch »Der stille Don«) behindert. Einige Schriftsteller sagten sich von ihren älteren Werken los und passten sich an (W. P. Katajew; A. N. Tolstoj, »Choždenie po mukam«, 1920-41, deutsch »Der Leidensweg«). Das Gattungssystem des sozialistischen Realismus bestimmten der Produktionsroman, der Erziehungsroman, die Roman-Epopöe und das Massenlied.
 
Während des Zweiten Weltkrieges wurde von der Sowjetliteratur tagespolitisches Einwirken erwartet, so dass Gattungen wie die Skizze und das politische Gedicht dominierten. Trotzdem entstanden einige bemerkenswerte Gedichte (Olga Berggolz), Poeme (A. T. Twardowskij) und Romane (K. M. Simonow, W. P. Nekrassow, A. A. Fadejew). Auch ausgegrenzte Autoren wie B. L. Pasternak und Anna Achmatowa durften während des Krieges publizieren. Doch mit einem Parteibeschluss vom August 1946 wurde erneut die linientreue Ausrichtung von Kunst und Literatur gefordert (maßgebend waren die Vorgaben durch den Sekretär des ZK der KPdSU, A. A. Schdanow). Eine pseudowissenschaftliche »Theorie der Konfliktlosigkeit« gewann an Boden, der sich auch Autoren wie K. G. Paustowskij (»Povest' o žizni«, 1946-63, deutsch »Erzählungen vom Leben«) und L. M. Leonow (»Russkij les«, 1953, deutsch »Der russische Wald«) kaum entziehen konnten.
 
Ein Wandel trat erst nach Stalins Tod (1953) und N. S. Chruschtschows Kritik am Stalinismus (20. Parteitag, 1956) ein. Dieser Wandel, nach I. G. Ehrenburgs Roman »Ottepel'« (1954) »Tauwetter« (so auch deutsch) genannt, brachte vielen Schriftstellern die Rückkehr aus dem GULAG und die Rehabilitierung. Die Literatur konnte nun Kritik am Personenkult üben (W. D. Dudinzew, Wera Panowa, J. A. Jewtuschenko, Ehrenburgs Memoiren »Ljudi, gody, žizn'«, 1960-65, deutsch »Menschen, Jahre, Leben«) und begann damit, die Wahrheit über die Lager (A. I. Solschenizyn »Odin den' Ivana Denisoviča«, 1962, deutsch »Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch«) und den Krieg (B. S. Okudschawa, G. J. Baklanow, J. W. Bondarew) aufzudecken. Die aufmüpfige »Estradenlyrik« (J. A. Jewtuschenko, Bella Achmadulina, A. A. Wosnessenskij) und die stilistische an westlichen Mustern geschulte »Jeansprosa« (W. P. Aksjonow) wurden zu besonders populären Gattungen. W. A. Solouchin und J. P. Kasakow begründeten mit ihren poetische Erzählungen, die die enge Bindung des Menschen an die Natur thematisieren, die »Dorfprosa«. Die weltliterarisch herausragenden Werke dieser Zeit aber, wie die Lyrik von Im Allgemeinen Brodskij und die systemkritischen Romane von B. L. Pasternak (»Doktor Živago«, 1956, deutsch »Doktor Schiwago«), W. S. Grossman (Žizn' i sud'ba«, 1960, deutsch »Leben und Schicksal«), A. I. Solschenizyn (»Rakovyj korpus«, 1968, deutsch »Krebsstation«), A. N. Rybakow (»Deti Arbata«, 1956-66, deutsch »Die Kinder vom Arbat«) u. a. durften aus politischen Gründen immer noch nicht in Russland erscheinen.
 
Nach der Ablösung Chruschtschows durch Breschnew begann für die russische Literatur eine Periode der »Stagnation«, in der viele Autoren ihre ungedruckten oder verbotenen Werke im Samisdat beziehungsweise »Tamisdat« (im Ausland) veröffentlichten. Anfang der 1970er-Jahre kam es mit einer neuen Emigrationswelle zu einem großen Aderlass. »Dissidenten« wie Im Allgemeinen Brodskij, A. D. Sinjawskij, A. Solschenizyn, A. A. Galitsch, J. W. Mamlejew, W. J. Maksimow, W. P. Nekrassow, S. Sokolow, N. Korschawin, A. A. Amalrik, A. A. Sinowjew, Irina B. Ratuschinskaja, F. N. Gorenstein, W. N. Wojnowitsch, L. S. Kopelew, W. P. Aksjonow, B. Chasanow, G. N. Wladimow u.a. verließen die UdSSR oder wurden zur Ausreise gezwungen.
 
Manche der im Land verbliebenen systemkritischen Autoren zeichneten allerdings an der Zensur vorbei ein illusionsloses Bild der sowjetischen Gesellschaft. Das galt für die neue Prosa von W. P. Katajew, S. P. Salygin, B. L. Wassiljew, W. F. Tendrjakow und F. A. Iskander, die Gedichte und Lieder von B. S. Okudschawa (der auch anspielungsreiche historische Romane schrieb ) und W. S. Wyssozkij, die Dramen von W. S. Rosow und A. W. Wampilow. Die »Dorfprosa« von W. M. Schukschin, W. G. Rasputin (»Proščanie s Materoj«, 1976, deutsch »Abschied von Matjora«), W. P. Astafjew, B. A. Moschajew und F. A. Abramow stellt ohne Schönfärberei des schwere Leben auf dem Lande dar, die tiefen Widersprüche zwischen den offiziellen Phrasen und der Wirklichkeit, die Zerstörung der Umwelt. Als »Stadtprosa« werden analog die kritischen Werke von J. W. Trifonow (»Obmen«, 1969, deutsch »Der Tausch«), W. S. Makanin und A. G. Bitow bezeichnet. Sehr kritisch wurde die sowjetische Gegenwart auch von dem russisch schreibenden Kirgisen T. Ajtmatow gesehen, dessen Mythen und Volksüberlieferungen verarbeitende Werke in dieser Zeit v. a. im Ausland bekannt wurden. Auch andere Autoren nichtrussischer Herkunft bereicherten die russische Literatur der 1970er und 1980er-Jahre, so der Tschuwasche G. N. Ajgi, der Aware R. Gamsatow, der Koreaner A. Kim, der Tschuktsche J. Rytchëu.
 
Vom »Samisdat« und »Tamisdat«-Veröffentlichungen gingen starke Impulse für die postsowjetische Literatur aus. So wurden G. N. Wladimow (»Vernyj Ruslan«, 1963-65, deutsch »Die Geschichte vom treuen Hund Ruslan«), W. T. Schalamow (»Kolymskie rasskazy«, 1966-76, deutsch »Geschichten aus Kolyma«) und Ljudmila Petruschewskaja stilprägend für die künftigen an realistische Schreibweisen orientierten Strömungen, während W. W. Jerofejew (* 1938, ✝ 1990), S. Sokolow (»Škola dlja durakov«, 1976, deutsch »Die Schule der Dummen«), A. G. Bitow (»Puškinskij dom«, 1978, deutsch »Das Puschkinhaus«), W. P. Aksjonow, J. W. Mamlejew, J. W. Charitonow (* 1940, ✝ 1981 ), G. W. Sapgir (* 1928, ✝ 1999) u. a. die spätere Postmoderne vorbereiteten. W. N. Wojnowitsch (»Žizn' i neobyčajnye priključenija soldata Ivana Čonkina«, 1963-70, deutsch »Die denkwürdigen Abenteuer des Soldaten Iwan Tschonkin«) beeinflusste die Satire, die Brüder A. N. und B. N. Strugatzkij die Science-Fiction, W. W. Kasakow (* 1938, ✝ 1988) die absurde Prosa und Dramatik.
 
Mitte der 1980er-Jahre setzte im Zeichen der Politik der Perestroika und Glasnost M. S. Gorbatschows auch eine grundlegende kulturpolitische Liberalisierung ein. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erfolgte krasser als zuvor, die Werke der Emigranten, der verfolgten und ermordeten Schriftsteller, aber auch die verschwiegenen Texte von M. Gorkij, Anna Achmatowa oder Lidija K. Tschukowskaja wurden dem russischen Leser zugänglich und bestimmten längere Zeit die Auseinandersetzung in der Literaturkritik. Endlich wurden Anna Achmatowa, O. E. Mandelstam, Marina I. Zwetajewa und B. L. Pasternak als bedeutendste russische Dichter des 20. Jahrhunderts gewürdigt. 1987-89 kam es zu einer Abminderung der Zensur, 1989-91 zu kontroversen Debatten über den weiteren Weg der Literatur, zur Absage an den »sozialistischen Realismus«, zur Gründung privater Verlage und Zeitschriften und zur Entfaltung einer von den bisherigen Schreibweisen völlig unabhängigen Literatur. Der Sowjetische Schriftstellerverband zerfiel. 1991 standen sich ein konservativ-nationalistischer »Schriftstellerverband Russlands« und ein liberaler »Verband der russischen Schriftsteller« gegenüber. Im gleichen Jahr wurde der russische PEN gegründet (erster Präsident: A. N. Rybakow). Heiß diskutiert wurden neuere Werke, die sich, teilweise mit offen publizistischer Tendenz, mit bisherigen Tabus wie der Zerstörung der Natur, der Zunahme an Gewalt, dem politischen Missbrauch der Wissenschaft oder den Verbrechen Stalins und seiner Partei auseinander setzten. Dazu gehören W. G. Rasputins Erzählung »Požar«, 1985, deutsch »Der Brand«, die Romane »Placha«, 1986, deutsch u. a. unter dem Titel »Die Richtstatt«) von T. Ajtmatow, »Pečal'nyj detektiv« (1987, deutsch »Der traurige Detektiv«) von W. P. Astafjew, »Zubr« (1987, deutsch u. a. unter dem Titel »Der Genetiker«) von D. A. Granin, »Belye odeždy« (1987, deutsch »Die weißen Gewänder«) von W. D. Dudinzew, »Nočevala tučka zolotaja« (1988, deutsch u. a. unter dem Titel »Schlief ein goldenes Wölkchen«) von A. J. Pristawkin, die Theaterstücke von M. Schatrow (»Dal'še. .. dal'še. .. dal'še!« (1988; deutsch »Weiter. .. weiter. .. weiter!«) und die Memoiren von Nadeschda Mandelstam und Jewgenija Ginsburg.
 
Die postsowjetische Literatur.
 
Aus der Vielzahl der stilistischen Tendenzen, die sich in der russischsprachigen Literatur seit dem Ende der Sowjetunion weiterentwickelten beziehungsweise neu herausbildeten, sind folgende Grundströmungen zu nennen: Zum einen setzt sich die große realistische Tradition der russischen Literatur fort. Sie wird u. a. genutzt, um die historischen Vorgänge des 20. Jahrhunderts zu erhellen, so bei A. Solschenizyn (»Na izlomach«, 1996), W. P. Astafjew (»Prokljaty i ubity«, 1992-1994) und Wladimow (»General i ego armija«, 1994-97, deutsch »Der General und seine Armee«). O. N. Jermakow (* 1961) machte den Afghanistankrieg zu seinem Thema. Ljudmila Ulitzkaja bereicherte den Familienroman. Weitere Vertreter einer neuen realistischen Erzählprosa sind A. I. Eppel (* 1935; »Travjana ulica«, 1994, deutsch »Die Straße aus Gras«), A. Dimitrijew (* 1956; »Povorot reki«, 1995, deutsch »Die Flussbiegung«), A. Wolos (* 1955; »Churramabad«, 2000, deutsch »Churramobod«), S. J. Kaledin, A. Gawrilow (* 1946), P. Aleschkowskij (* 1957), A. N. Warlamow (* 1963), M. Butow (* 1964), O. O. Pavlow (* 1970). Andere Autoren verfremden die Realität und beziehen metaphysische Elemente in ihre Erzählprosa ein, so A. Asoloskij (* 1930; »Kletka«, 1996, deutsch »Die Zelle«), J. W. Bujda (* 1954; »Prusskaja nevesta«, 1998), M. P. Schischkin (* 1961; »Vzjatie Izmaila«, 1999), T. N. Tolstaja (»Kys'«, 2000), J. W. Mamlejew, Ljudmila Petruschewskaja, A. A. Kim, W. A. Pjezuch, I. J. Klech (* 1952), M. Palej (* 1955), O. A. Jurjew (* 1959), A. Tschertschessow (* 1962) und Maria Rybakowa (* 1973). Analoge Beispiele lassen sich im lyrischen Schaffen von Im Allgemeinen Brodskij, S. I. Lipkin, I. L. Lisnjanskaja (* 1928), W. A. Sosnora (* 1936), A. S. Kuschner, J. A. Schwarz (* 1948), O. A. Sedakowa (* 1949) u. a. finden.
 
Eine weitere Linie der neuen russischen Literatur setzt die Kunst der Moskauer Konzeptualisten fort. Diese Gruppe, die seit den 1970er-Jahren Symbole, Rituale und Mythen der sowjetischen Massenkultur sowie ihre sprachlichen Grundlagen reflektierte, konnte ihre Werke in Russland erst nach dem Ende der Sowjetunion veröffentlichen (L. S. Rubinstein [* 1947], W. N. Nekrassow [* 1934], D. A. Prigow). Auch die aus dem Konzeptualismus hervorgegangenen Erzählungen, Romane, Dramen und Filmdrehbücher von W. G. Sorokin, die - wie der Roman »Goluboe salo« (1999, deutsch »Der himmelblaue Speck«) - für heftige Auseinandersetzungen über das Machbare in der Literatur und ihre Grenzen führten, fanden erst spät in Moskau ihre Verleger. Den Werken der Konzeptualisten vergleichbar ist die Lyrik und Prosa der Dichter G. Sapgir (* 1928, ✝ 1999) und I. S. Cholin (* 1920, ✝ 1999) aus dem Moskauer Vorort Lianosowo sowie der Petersburger Gruppe der »Mitki« um W. Schinkarow (* 1954). Ähnlicher Verfahren bedienten sich auch jüngere Autoren wie T. J. Kibirow (* 1955; »Jubilej liričeskogo geroja«, 2000), G. G. Lukomnikow (* 1962) und der Kopf der »Inspektion Medizinische Hermeneutik« P. W. Pepperstein (* 1966).
 
Schließlich nutzen die russischen Autoren der Gegenwart auch die Muster und Methoden der westlichen Postmoderne. Richtungsweisend wirkte W. Jerofejew mit betont provokativen Essays, Erzählungen und Romanen (»Strasnyj sud«, 1996, deutsch »Das jüngste Gericht«) sowie als Herausgeber von Anthologien (»Vorbereitung für die Orgie. Junge russische Literatur«, 2000). J. A. Popow erwies sich als ein urwüchsiges sibirisches Erzähltalent und geistreicher Romancier (»Podlinnaja istorija Zelenych muzykantov«, 1998, deutsch »Die wahre Geschichte der Grünen Musikanten«). Einen großen Leserkreis fand Wiktor Pelewin mit fantasievoll gestalteten Erzählungen und Romanen (»Generation P«, 1999, deutsch). Auch W. S. Makanin bewies mit dem Gesellschaftsroman »Andegraund, ili Geroj našego vremeni« (1998), dass er die Themen und Stilmittel der Postmoderne beherrscht. Sie sind ebenfalls in Stücken von Nikolaj Koljada (* 1957), in der Dramatik und Prosa von Nina Sadur (* 1950) und Alexej Schipenko (* 1961), in der Lyrik und Prosa von N. M. Kononow (* 1958; »Golaja pionerka«, 2001) und D. Bykow (* 1967), in der Erzählprosa von Sergej Dowlatow (* 1941, ✝ 1990), A. I. Slapowskij (* 1957), Sergej Bolmat (* 1960) u. a. in unterschiedlicher Ausprägung zu finden.
 
Intensiv nutzt die junge russische Literaturszene die neuen Möglichkeiten der digitalen Veröffentlichungen (»Neteratur« genannt), die zwar von sehr unterschiedlicher künstlerischer Qualität sind und kontrovers beurteilt werden, aber angesichts der veränderten Wahrnehmung von Literatur beim russischen Publikum (die einhergeht mit sinkendem Prestige der Literatur) den Autoren ein neues Forum bieten.
 
Die Unterhaltungsliteratur, die seit den 1990er-Jahren einen gewaltigen Aufschwung erlebte, nutzt v. a. die Erfahrungen der realistischen und postmodernen Stilrichtungen. So rückten seit 1998 die im 19. Jahrhundert angesiedelten Kriminalromane von Boris Akunin (* 1956; »Koronacija«, 2000) an die Spitze der Bestsellerlisten. Ähnliche Markterfolge erreichten die historisch stilisierten Krimis von L. Jusefowitsch (* 1947) sowie die auf Gegenwartsprobleme reflektierenden und in Millionenauflagen verbreiteten »Frauenkrimis« von Aleksandra Marinina (* 1957) und Polina Daschkowa (* 1960).
 
Bisher erhielten fünf russische Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur: Im Allgemeinen Bunin (1933), B. L. Pasternak (1958), M. A. Scholochow (1965), A. I. Solschenizyn (1970) und Im Allgemeinen Brodskij (1987). Neue Literaturpreise stimulierten seit 1992 das literarische Leben in Russland, so der Booker-Preis, der Anti-Booker-Preis, der Apollon-Grigorjew-Preis, der Alexander-Solschenizyn-Preis, die Preise »Triumph« und »Nationaler Bestseller« sowie der von der Hamburger Alfred-Toepfer-Stiftung vergebene Puschkin-Preis.
 
 
Nachschlagewerke:
 
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The modern encyclopedia of Russian and Soviet literature, hg. v. H. B. Weber (Bd. 1-8) u. G. J. Gutsche (Bd. 9; Gulf Breeze, Fla. 1977-1989); Forts.:
 
The modern encyclopedia of East Slavic, Baltic and Eurasian literatures, hg. v. P. Rollberg u. G. Breeze (Bd. 10; 1996);
 
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 W. Kasack: Lex. der r. L. des 20. Jh. Vom Beginn des Jh. bis zum Ende der Sowjetära (21992);
 W. Kasack: Russ. Autoren in Einzelporträts (1994);
 
Russkie pisateli XI - načala XX veka. Biobiobliografičeskij slovar', hg. v. V. Kotel'nikov u. J. Prozorov (Moskau 1995);
 W. Kasack: Hauptwerke der r. L. Einzeldarstellungen und Interpretationen (1997);
 
Literaturnaja ėnciklopedija russkogo zarubež'ja (1918-1940), hg. v. A. N. Nikoljukin, Bd. 1: Pisateli russkogo zarubež'ja (Moskau 1997); Bd. 2: Periodikali literaturnye centry (Moskau 2000);
 
Russkie pisateli XX vek. Biobiobliografičeskij slovar', hg. v. N. N. Skatov (Bd. 1-2 Moskau 1998);
 
Russ. zeitgenöss. Schriftsteller in Dtl., hg. v. E. Tichomirova unter Mitarbeit v. U. Scholz (1998);
 
Russkie pisateli 20 veka.Biografičeskij slovar', hg. v. P. A. Nikolaev (Moskau 2000);
 W. Kasack: Lex. der r. L. des 20. Jh. Bibliograph. und biograph. Ergänzungen (2000).
 
Bibliographien:
 
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Vom »Tauwetter« zur Perestroika. R. L. zw. den fünfziger u. neunziger Jahren, hg. v. W. Beitz (Bern 1994);
 
Der große Exodus. Die russ. Emigration u. ihre Zentren 1917 bis 1941, hg. v. K. Schlögel (1994);
 
K. Kasper: Das literar. Leben in Rußland 1993-2000, in: Osteuropa 12 (1994) bis 7 (2001);
 
W. Kasack: Die russ. Schriftsteller-Emigration im 20. Jh. (1996);
 
Rußland, wohin eilst du? Perestroika u. Kultur, hg. v. K. Eimermacher u. a. (1996);
 
W. Schentalski: Das auferstandene Wort. Verfolgte russ. Schriftsteller in ihren letzten Briefen, Gedichten u. Aufzeichnungen (1996);
 
W. Kasack: Russ. Lit.-Geschichten u. Lexika der r. L. Die Handbücher des 20. Jh. (1997);
 
Russkoe zarubež'e. Zolotaja kniga ėmigracii. Pervaja tret' XX veka (Moskau 1997);
 
Präprintium. Moskauer Bücher aus dem Samizdat, hg. v. H. G. Wirt u. S. Wonders (1998);
 
V. Setschkareff: R. L. des 20. Jh. (1999);
 
Slovar' poėtov russkogo zarubež'ja, hg. v. V. Krejd (St. Petersburg 1999);
 
M. Epštejn: Postmodernizm v Rossii. Literatura i teorija (Moskau 2000);
 
V. Kuricyn: Russkij literaturnyj postmodernizm (Moskau 2000);
 
I. Skoropanova: Russkaja postmodernistskaja literatura (Moskau 22000);
 
N. Lejderman u. M. Lipoveckij: Sovremennaja russkaja literatura (Moskau 2001).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Dostojewskij und Tolstoj und die russische Erzählkunst
 
Futurismus in der Literatur: »Tod dem Mondenschein!«
 
Lomonossow und seine Bedeutung für die russische Schriftsprache und Literatur
 
russische Literatur: Das »goldene Zeitalter«
 

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Russische Literatur — Russische Literatur. Die Geschichte der R n L. zerfällt in zwei Hauptperioden; die erste reicht von der Erfindung des Corillischen Alphabets bis zur Einführung des sogen. Civillypus; die zweite Periode beginnt mit Peter dem Großen u. reicht bis… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Russische Literatur — Russische Literatur. Wie in der politischen Geschichte der Russen, so bildet auch in der Geschichte ihrer Literatur den Hauptwendepunkt die Regierungszeit Peters d. Gr. Danach zerfällt die Geschichte der russischen Literatur in die zwei großen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Russische Literatur — Russische Literatur. Mit Einführung des Christentums kamen nach Rußland die in Bulgarien verfaßten kirchenslaw. (altbulgar.) Bücher, und diese Sprache wurde die Kirchen und Schriftsprache bei den Russen, in die aber nach und nach russ. Elemente… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Russische Literatur — Der Begriff russischsprachige bzw. russische Literatur bezeichnet die literarischen Werke aus dem russischen Sprachraum der Vergangenheit und Gegenwart. Zur russischen Literatur werden auch nicht dichterische Werke mit besonderem… …   Deutsch Wikipedia

  • russische Literatur: Das »goldene Zeitalter« —   Das »goldene Zeitalter« der russischen Dichtung fällt zeitlich etwa zusammen mit der westeuropäischen Hochromantik. Es umfasst die Regierungszeit Alexanders I. (1801 25) und das nachfolgende Jahrzehnt. Ähnlich wie die Weimarer Klassik ist es… …   Universal-Lexikon

  • Neuere russische Literatur — Die Periode der Neueren russischen Literatur fängt im 17. Jahrhundert an. Neue Gattungen wie die syllabische Lyrik, eine abstrakte Dramatik oder auf dem Gebiet der Prosa anekdotische Erzählungen, satirische Novellen, Abenteuer und Schelmenromane… …   Deutsch Wikipedia

  • Russische Sprache — (русский язык) Gesprochen in Russland, Mitgliedsstaaten der GUS und baltischen Staaten sowie von Emigranten in den Vereinigten Staaten, Israel, Deutschland und weiteren europäischen Ländern Sprecher Geschätzt: 163,8 Millionen Muttersprachler, 114 …   Deutsch Wikipedia

  • Russische Sprache und Literatur — Russische Sprache, Russische Literatur. Die russ. Sprache ist ein Hauptzweig des slavischen Sprachstamms, reich an Wurzeln und Bildungsformen u. wird in 2 Hauptdialecten, dem Klein und Großrussischen gesprochen; aus letzterm hat sich die… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Silbernes Zeitalter (Russische Literatur) — Als Silbernes Zeitalter werden von der russ. Philologie die ersten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Diese Zeit war in der russischen Dichtkunst außerordentlich fruchtbar, ähnlich dem Goldenen Zeitalter im Jahrhundert davor. In der …   Deutsch Wikipedia

  • Russische Sprache — Russische Sprache. Die R. S. gehört dem Slawischen Sprachstamme an, u. zwar dem östlichen Aste desselben (s. Slawische Sprachen). Die Geschichte ihrer allmäligen Ausbildung s.u. Russische Literatur. Das Alphabet besteht aus 36 Zeichen: Darunter… …   Pierer's Universal-Lexikon

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